Aus Sicht professioneller Pflege und Betreuung

Dipl. Päd. Markus Moosbrugger, diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, akademischer Lehrer für Gesundheitsberufe und stellvertretender Direktor des Fachbereichs Pflege am Ausbildungszentrum West hat seit Jahren seinen Schwerpunkt in der Alterswissenschaft und geriatrischen Pflege und ist zertifizierter Validationsanwender und hat eine abgeschlossene Palliativausbildung.

In seinem Interview in deutscher Sprache spricht Herr Dipl. Päd. Moosbrugger über missbräuchlichen Medikamenteneinsatz bei der Betreuung von SeniorInnen und Senioren:

 

Interview mit Pflegedienstleiterin Emma Rott

Frau Emma Rott ist gelernte Krankenschwester und kümmert sich seit 14 Jahren um die Senioren im Südtiroler Seniorenwohnheim Schlechtenhof - Völs.

Das Seniorenwohnheim liegt im Dorfzentrum und ist ein Teil davon, die meisten Bewohner sind aus der Umgebung und auch die Mitarbeiter kennen sich meistens aus dem Dorfalltag. Es handelt sich um einen Öffentlichen Betrieb für Pflege- und Betreuungsdienste welcher 28 Betten für pflegebedürftige, alte Menschen anbietet, davon 14 Einzelbettzimmer und 7 Zweibettzimmer. Weiters sind im selben Gebäude 5 Altenwohnungen untergebracht, wo alte, selbstständige Menschen untergebracht sind und bei Bedarf ebenso von den Diensten des Seniorenwohnheims profitieren dürfen.

Frau Emma Rott hat in diesem Heim seit 7 Jahren die Rolle der Pflegedienstleiterin übernommen, aber ist trotzdem tagtäglich mit den Heimbewohnern in direktem Kontakt. Sie ist Ansprechpartnerin für die Mitarbeiter des Hauses und unterstütz die Führung in der Umsetzung der Projekte und Verfolgung der Ziele. Sie erlebt jeden Tag die Realität eines kleinen Seniorenwohnheims und bringt sich selbst mit viel Einsatz im Heimalltag ein.

Im folgendem Audiointerview in deutscher Sprache erläutert sie ihre Erfahrungen zum Thema Gewalt im Alter. Sie hat die Wichtigkeit des Themas erkannt und setzt sich dafür ein das Thema zu enttabuisieren, in dem offen darüber geredet wird.

 

Interview mit Fr. Mag. Anita Mair

Im Videointerview schildert Anita Mair vom AZW den Kontext Gewalt und Pflege:

 

Interview mit Mag. Anne Grunicke

Im Videointerview erklärt Frau Mag. Anne Grunicke warum vor allem PflegerInnen Burnout gefährdet sind. 

 

Interview mit Marta von Wohlgemuth

Marta von Wohlgemuth, ist Altenpflegerin mit Zusatzqualifikationen und arbeitet seit ca. 32 Jahren im Sozialbereich bzw. in der ambulanten und stationären Altenbetreuung in Südtirol.

Aktuell koordiniert Marta von Wohlgemuth die Caritas Hospizbewegung im Bezirk Eisacktal/ Wipptal und führt zeitgleich den Landesverband der Sozialbetreuung als Vorsitzende.


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Die Schauplätze von Gewalt sind vielfältig und das nicht nur im Alter.

Gewalt wird öffentlich wahrgenommen und diskutiert, wenn diese „handfest“ bzw. sichtbar wird und eskaliert. Dann folgen „ Schlagzeilen“, medienwirksame und schockierende Bilder, die mehr aufschrecken als sensibilisieren, Fragen werden aufgeworfen, „ Schuldige“ gesucht, Rechtfertigungen und Erklärungen folgen und dann wird es wieder sehr still um das Thema.

Das gesellschaftliche Bewusstsein für Aggression und Gewalt in der Betreuung und Pflege ist noch immer zu wenig entwickelt und braucht Sensibilisierung auf allen Ebenen, denn Aggression und Gewalt haben immer einen Auslöser und sind keine Zufälle. Pflege, Betreuung und Begleitung ist geprägt von Grenzüberschreitungen, bzw. ist Arbeit an der Grenze, an der Grenze von Intimität und Belastbarkeit.

Gerade deshalb müssen wir das Thema sprechbar machen und uns immer wieder damit auseinandersetzen. Gewalt ist nicht nur aktives Tun, sondern auch passives und aktives Vernachlässigen, ist versteckt und subtil, ist direkt und indirekt und hat vor allem mit Machtverhältnissen zu tun. Das bedeutet eine ungleiche Verteilung von Macht und Ohnmacht, welche Alter und Pflegebedürftigkeit automatisch mit sich bringt.

Folgende Fragen müssen wir uns stellen lassen:

  • Warum entstehen im pflegerischen und betreuerischem Hintergrund eigentlich Grenzsituationen und Gewalt?
  • Was sind die Auslöser und welche Situationen fördern Grenzsituationen und Gewalt?
  • Ist  Betreuung , Pflege und Begleitung ohne Gewalt überhaupt möglich?

Das Thema Gewalt braucht Wachsamkeit, Aufmerksamkeit, Mut, Handlung und Verantwortungsbewusstsein untereinanderund füreinander. Sie legt das in ihrem Interview in deutscher Sprache dar:

 

Video-Interview mit Kathrin Huebser

Kathrin Huebser ist diplomierte Sozialbetreuerin und arbeitete von 2001 bis 2007 in der Hauspflege Wipptal. Seit Beginn der Pflegesicherung, im Jahr 2007, ist sie im Dienst für Pflegeeinstufung tätig; davon 2 Jahre im Einstufungsteam und seit 2009 im sogenannten Verbindungsteam in der Koordination der Einstufungsteams.

Als Teilnehmerin in der Arbeitsgruppe des Interreg- Projektes hat sie vor allem ihre Erfahrungen aus dem Bereich der häuslichen Betreuung und Pflege von alten Menschen eingebracht. Ihr so wie dem gesamten Dienst für Pflegeeinstufung ist es ein Anliegen gerade im Bereich der häuslichen Betreuung und Pflege auf das Thema Gewalt aufmerksam zu machen und die Gesellschaft dafür zu sensibilisieren.

Im Interview berichtet Frau Huebser über ihre Erfahrung mit Gewalt im Bereich der häuslichen Pflege und Betreuung und weißt auf die Wichtigkeit der Innanspruchnahme von Entlastungsangeboten bei Pflege zu Hause hin.

Frau Huebser berichtet weiter, dass in den Hausbesuchen, welchen vom Dienst für Pflegeeinstufung zur Abklärung der Pflegebedürftigkeit durchgeführt werden, immer auch eine Beratung in Bezug auf die unterschiedlichen Entlastungs- und Unterstützungsangebote stattfindet, um die meist unerfahrenen Familien über die vielfältigen Möglichkeiten zu informieren.

Kathrin Huebser ist überzeugt, dass Pflege und Betreuung von alten Menschen im häuslichen Bereich langfristig nur gelingen kann, wenn ein breit gefächertes Pflegenetz zur Verfügung steht und professionelle und private Pflege ineinander greift.

Aus dieser Überzeugung heraus möchte sie alle Betroffenen aufrufen: „Wenden Sie sich an ihren Hausarzt oder informieren Sie sich in ihrem Sozial- und Gesundheitssprengel. Lassen Sie sich helfen - Sie sind nicht allein!“

 

Anonymes Interview mit einer Führungskraft in der stationären Pflege

In diesem Audiointerview erzählt die Pflegedienstleiterin eines Südtiroler Seniorenwohnheims von einem Ereignis welches kürzlich im Heim statt gefunden hat und somit für Aufsehen und Unsicherheit gegenüber dem Thema „Gewalt im Alter“ gesorgt hat.

Die interviewte Person hat zum Zeitpunkt des Interviews sofort eingewilligt, ihren Name, ihr Foto und auch den Name des Seniorenwohnheimes zusammen mit dem Audio auf der Homepage des Projektes zu veröffentlichen. Einige Tage später kam es zu einem diesbezüglichen Gespräch zwischen dieser Pflegedienstleiterin und dem Direktor der Einrichtung, am Ende hat man sich dafür entschieden, das Interview in anonymer Form frei zu geben, aus Angst den Ruf der Einrichtung schaden zu können.

Dieses sehr pragmatische Beispiel zeigt; wie alltagsnah das Thema Gewalt ist und wie fern die Gesellschaft davon ist, dies zu akzeptieren. Obwohl es sich um ein relativ harmloses Beispiel handelt, wofür vermutlich nicht einmal grifffeste Beweise vorgebracht wurden, ist unsere Gesellschaft (besonders in kleinen Dörfern und Tälern) noch nicht bereit, offen und ehrlich über Themen der Gewalt zu sprechen. Besonders im Zusammenhang mit Senioreneinrichtungen sind die Hemmungen sehr groß, da diese bereits gegen viele falsche Vorurteile ankämpfen müssen und nur sehr schwer offen über diese Themen sprechen können ohne dabei Negativschlagzeilen fürchten zu müssen.

Dieser Beitrag in deutscher Sprache soll uns helfen, die „Normalität“ des Themas GEWALT anzunehmen und somit den Umgang mit der Thematik zu erleichtern.